Der Degenfisch – lepidopus caudatus

Degenfisch

Der Degenfisch – Ein riesengrosses rundes Auge mit nachtschwarzer Pupille in einer silbrig-goldenen Iris. Eine krumme, lange Schnauze mit langen, herausragenden, spitzen Fangzähnen, die einem beim Gedanken an einen Biss erschauern lassen. Tot liegt er im Eis der Fischtheke, tot, aber immer noch furchteinflössend, fremd, schön.

Der Degenfisch. Er scheint aus einer anderen Welt zu kommen und hebt sich mit seiner schlanken, aal-artigen Gestalt von den Forellen, Eglis und rosaroten Lachsfilets ab. Seine Haut ist schuppenlos glänzend wie frisch poliertes Silber und so zart und fein, dass sich die darunterliegenden kräftigen Muskeln mit leichtem Schatten wie das Sixpack eines Hochleistungssportlers abzeichnen. Eleganz und Wendigkeit des Räubers lassen sich leicht erahnen. Ein Flossensaum zieht sich wie eine wilde Mähne vom Kopf bis zur lächerlich kleinen Schwanzflosse nach hinten und gibt dem Degenfisch zusätzlich ein wildes Aussehen.

Dieser seltsame Fisch kann bis über zwei Meter lang werden und hat ein weites Verbreitungsgebiet in den Weltmeeren. Er lebt entlang der Abhänge der Kontinentalplatten bis in mehrere hundert Meter Tiefe und im offenen Meer auf Plateaus von Unterwassergebirgen, wie sie sich beispielsweise bei den Azoren aus der atlantischen Tiefsee bis wenige hundert Meter unter die Wasseroberfläche erheben. Hier jagt der Degenfisch, seine Beute: Tintenfische, Fische und Krustentiere.

Die Verwandtschaft des silbernen Degenfisches ist mit 44 Arten gross, seine Familie hat den sonderbaren Namen Haarschwänze. Alle Vertreter sind lang, schlank und haben eine winzige oder gar keine Schwanzflosse. Besser bekannt als der silberne Degenfisch ist der schwarze Degenfisch aus Madeira, der seinem Bruder sehr ähnlich sieht, jedoch in grösserer Tiefe lebt. Weit unten in der Tiefsee glänzt er kupferfarbig. Wird er an die Oberfläche geholt, verfärbt er sich schwarz und gelangt so als bekannte Delikatesse „Espada preta“  auf den Fischmarkt.

Der Fischverkäufer packt das einst stolze Tier, legt es auf seine Theke und schneidet mit scharfem Messer zwei dicke Tranchen aus dem Fischkörper heraus. Im Ofen zubereitet schmeckt der Degenfisch ganz vorzüglich. Was wäre es ein ungleich grösserer Genuss, diesen Raubfisch ganz, lebendig, als wendigen Jäger in der tiefen, blauen See beobachten zu können und dabei über seine fremdartige, furchteinflössende Schönheit zu staunen.

Trichiurus_Degenfisch

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